Die zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehörende Birne ist ein bis zu 15 m hoher, langsamwüchsiger Baum mit - verglichen mit Äpfeln - höheren Standortansprüchen und wegen der etwas früheren Blüte größerer Frostempfindlichkeit. Die Früchte weisen vielfältige Formen, von rundlich bis länglich, schmal, gerade oder gebogen auf und die Schale ist grünlich, gelblich, rötlich oder orange bis bräunlich gefärbt.
Birnen werden wie Äpfel, Quitten, Mispeln, Hagebutten und Weißdorn zum Kernobst gezählt und sind also Scheinfrüchte, in denen einige kleine, braun gefärbte Samenkerne in fünf Fächern liegen, die mit einer dünnen, pergamentartigen Wand ausgekleidet sind und das Kerngehäuse bilden. Das feste Fruchtfleisch ist meist weißlich gefärbt, saftig und würzig, je nach Sorte mehr oder weniger stark oder fein gekörnt und von süß-säuerlichem Geschmack. Der durch fehlende Säure sowie hohen Zuckergehalt gekennzeichnete Birnengeschmack wird meist als zart und edel empfunden und weist in den verschiedenen Sorten eine große Vielfalt auf.
Birnen sind eine uralte Obstart und stammen ursprünglich wahrscheinlich aus dem Kaukasus, Transkaukasien oder Anatolien. Die Urform des Birne, die Wildbirne (Pyrus communis var. pyraster) ist ein kleiner, struppiger und dornenbesetzter Baum, jedoch sind die Übergänge zwischen Wildformen, Hybriden, Kulturformen und deren wiederum verwilderten Formen sehr fließend und ist die Zusammenfassung der kultivierten Sorten als Kulturbirnen (Pyrus communis var. sativa) eine willkürliche.
Die ersten Kulturbirnen kamen vor etwa 4.000 Jahren aus Persien ins Europa des Altertums und spielten bereits auf antiken Märkten eine wichtige Rolle. Der römische Schriftsteller Plinius kannte bereits eine Vielzahl an Sorten und die Römer waren es auch, die die Birnen bis nach Mittel- und Westeuropa verbreitet. Dort dienten die Zweige der von den Germanen als Symbol für Kraft und Alter verehrten Birnbäume im Mittelalter zum Vertreiben von Hexen.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Kultivierung und Züchtung von Birnen in Mitteleuropa - insbesondere in Frankreich und Belgien - eine Blüte und wurden damals etwa 2.500 Birnensorten beschrieben. Die meisten der heute wirtschaftlich wichtigen und weltweit in gemäßigten Klimazonen angebauten Birnensorten haben ihre Ursprünge in dieser Epoche.
Lagerung von Äpfeln und Birnen
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
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Birnen werden das ganze Jahr über in ausreichenden Mengen auf den Märkten angeboten. Die Saison beginnt mit den ersten Frühsorten aus Spanien und Italien im Juli, die heimischen Frühsorten werden im August und September geerntet. Spätere und meist sehr gut lagerfähige Sorten werden von September an angeboten und der Markt den ganzen Winter über bis etwa Ende Februar aus Lagerbeständen versorgt. Im Dezember und Januar gibt es meist zusätzliche Angebote von Anjou aus nordamerikanischer Produktion. Die Saison für Überseeware beginnt Ende Januar mit den ersten Lieferungen aus Chile und Argentinien und geht dann bis in den Hochsommer hinein mit später reifenden Sorten aus Südafrika, Australien und Neuseeland.
Quelle: HTML PDF EU-Verordnung 1619/2001 zur Festlegung der Vermarktungsnorm für Äpfel und Birnen
Birnen werden in drei Klassen eingeteilt. Birnen der Klasse Extra mit Früchten höchster Qualität und sortentypischer Form, Größe und Färbung sowie unverletztem Stiel. Birnen der Klasse I mit Früchten guter Qualität und sortentypischer Form, Größe und Färbung wobei leichte Form-, Entwicklungs- und Farbfehler sowie oberflächliche Schalenfehler bis zu einer Länge von 2 cm oder einer Fläche von 1 cm² toleriert werden, sofern sie das allgemeine Aussehen und die Qualität nicht beeinträchtigen. Birnen der Klasse II müssen die Mindestanforderungen erfüllen und dürfen Form-, Entwicklungs- und Farbfehler sowie Schalenfehler bis zu einer Länge von 4 cm oder einer Fläche von 2,5 cm² aufweisen, sofern die wesentlichen Merkmale hinsichtlich Qualität und Haltbarkeit unbeeinträchtigt sind.
Die Größensortierung hat nach dem größten Querdurchmesser zu erfolgen und beträgt die Mindestgröße für großfrüchtige Birnensorten 60 mm in der Klasse Extra sowie 55 mm in den Klassen I und II. Kleinfrüchtige Birnensorten müssen eine Mindestgröße von 55 mm in der Klasse Extra, 50 mm in der Klasse I und 45 mm in der Klasse II aufweisen. Birnen müssen außerdem auf 5 mm sortiert sein wenn sie in Reihen und Lagen gepackt sind oder - nur in den Klassen Extra und Klasse I - auf 10 mm sortiert sein, wenn sie lose oder in Fertigpacklungen verpackt sind.
In einer Einteilung der Birnensorten nach ihrem Geschmack unterscheidet man Butterbirnen mit saftigem und schmelzendem Fruchtfleisch und Schmalzbirnen. Nach der Fruchtform unterscheidet man die typisch länglich geformten Flaschenbirnen, die unregelmäßig geformten Apothekerbirnen und die rundlichen Bergamottbirnen. Die wichtigste Birnensorte weltweit gesehen ist mit etwa 30 % der gesamten Produktion die Williams Christ, die in Amerika und Australien Bartlett genannt wird.
Birnensorten in der EU-15 (Quelle: ZMP, Mengen in 1.000 kg)
Sorte | Ernte 2000 | Anteil % | Tendenz |
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Conferénce Williams Abate Fetel Blanquilla Doyenne de Comice Rocha Guyot Coscia Kaiser Alexander Passa Crassana Red Bartlett Kristalli Sonstige | 589.000 288.000 257.000 206.000 152.000 140.000 111.000 105.000 55.000 47.000 36.000 28.000 404.000 | 24,35 11,91 10,62 8,52 6,28 5,79 4,59 4,34 2,27 1,94 1,49 1,16 16,74 | = ++ ++ -- ++ ++ -- - + + ++ ++ - |
EU-25 Gesamtproduktion | 2.418.000 | 100% | ~ |
100 g Birnen weisen einen Brennwert von etwa 210 kJoule auf und enthalten etwa 77 g Wasser, 0,5 g Eiweiß, 0,3 g Fett, 11,5 g Kohlenhydrate, 2,6 g Ballaststoffe und 0,1 g ungesättigte Fettsäuren. An Spurenelementen sind etwa 8 mg Kalzium, 0,2 mg Eisen, 2 mg Natrium, 116 mg Kalium, 7 mg Magnesium, 14 mg Phosphor und 0,2 mg Zink enthalten. An Vitaminen ist etwa 4,7 mg Vitamin C, 0,4 mg Vitamin E, 3 µg Vitamin A und 6 µg Folsäure enthalten.
Birnen weisen einen hohen, dem Apfel ähnlichen, ernährungsphysiologischen Wert auf und sind nicht wesentlich kalorienreicher als diese; wegen ihres geringen Säuregehaltes erscheinen Birnen im Geschmack jedoch süßer als Äpfel. Lediglich der entwässernd wirkende hohe Kaliumgehalt und der relativ hohe Gehalt an Folsäure unterscheiden Birnen ein wenig von den Äpfeln.
Birnen werden üblicherweise wegen der hohen Druckempfindlichkeit reifer Früchte nicht genussreif sondern marktreif angeboten und sollten daher vor dem Verbrauch meist noch etwas nachreifen. Reife und saftige Birnen mit ihrem süß-aromatischen Geschmack sind vor allem als Tafelfrüchte begehrt und werden hauptsächlich roh als Obst verzehrt sowie als würzige Beilage zu Salat, Käse, Nüssen, Speck oder Wild angeboten. Verarbeitet werden Birnen zu Kompotten, Dörrobst, Dessert, Gelees, Konfitüren, Eis oder Kuchenbelag und natürlich zu den bekannten sortenreinen Destillaten.
Birnenproduktion und die wichtigsten Anbauländer (Quelle: FAO, Mengen in 1.000 kg)
Land | 1980 | 1990 | 2000 |
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China Italien USA Spanien Deutschland Argentinien Japan Türkei Chile Südkorea Südafrika Frankreich Niederlande | 1.580.958 1.325.500 814.100 437.400 452.233 155.000 495.800 330.000 43.095 59.570 132.879 443.000 115.000 | 2.483.809 968.370 874.300 449.400 379.626 236.100 443.200 413.000 140.200 159.335 192.445 351.100 90.000 | 8.525.981 889.800 877.243 672.627 648.700 513.554 424.300 380.000 332.500 324.166 304.372 261.600 203.000 |
Globale Gesamtproduktion | 8.583.729 | 9.559.783 | 16.932.125 |
Birnenproduktion in der erweiterten EU-25 (Quelle: FAO, Mengen in 1.000 kg)
Land | 1999 | 2000 | 2001 |
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Italien Spanien Deutschland Frankreich Portugal Österreich Belgien-Luxemburg Griechenland Niederlande Polen Großbritannien Ungarn Tschechien Slowenien Dänemark Slowakei Estland-Lettland-Litauen Schweden Zypern | 809.400 745.200 426.900 287.400 131.592 114.027 165.220 74.017 140.000 66.526 22.700 38.729 23.007 9.018 5.000 9.186 9.200 1.159 1.100 | 889.800 672.627 648.700 261.600 109.931 130.192 183.059 96.538 203.000 81.610 26.600 36.908 25.183 15.369 6.000 8.783 3.000 2.400 1.200 | 963.109 719.500 364.000 259.500 126.000 108.594 89.676 85.296 78.000 77.353 32.200 21.077 16.339 8.796 6.500 4.354 4.000 1.298 1.050 |
EU-25 Gesamtproduktion | 3.079.381 | 3.402.500 | 2.966.642 |
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