Der zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehörende Marillenbaum erreicht eine Höhe von 4 - 10 m und weist eine ausladende Krone auf. Die Rinde ist graubraun, rissig und schmal gefurcht. Die Zweige sind gebogen und gedreht, glatt und rötlich gefärbt. Die breiten, rundlichen, glatten Blätter haben meist einen leicht rötlichen Anflug. Die einzeln stehenden, weiß mit einem rötlichen Anflug gefärbten Blüten erscheinen sehr zeitig im Frühjahr und sind deshalb sehr frostgefährdet.
Die 4 bis 8 cm großen, kugeligen bis eiförmigen Steinfrüchte haben eine dünne, samtartige oder seltener glatte, hellgelbe bis orangegelbe und sonnenseitigen rötlich gefärbte Schale und eine typische, vom Stiel bis zum Stempel verlaufende, die Frucht in zwei Hälften teilende Naht. Das Fruchtfleisch ist weiß, gelblich oder orangefarben und enthält einen großen, dunkelbraunen Stein, in dem sich die weichen Mandeln befinden.
Die ursprünglich aus dem nördlichen China oder der Mongolei stammenden Marillen wurden in ihrer Heimat bereits seit mehr als 4000 Jahren kultiviert und kommen heute wildwachsend vom Kaukasus bis Japan vor. Im 4. Jahrhundert v. Chr. brachte Alexander der Große die Marillen in den Mittelmeerraum und die Römer brachten sie im 1. Jahrhundert n. Chr. über die Alpen nach Mitteleuropa. Im 18. Jahrhundert wurden Marillen von den Spaniern auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet.
In der Wachau werden Marillen seit etwa 2000 Jahren angebaut, eine gewerbliche Nutzung ergab sich allerdings erst im 19. Jahrhundert als der Weinbau wegen der aus Amerika eingeschleppten Reblaus wirtschaftlich am Boden lag.
In vielen Kulturen wurde und wird die Marille mit Weiblichkeit an sich in Verbindung gebracht und oft auch direkt mit der weiblichen Scham verglichen.
Jan | Feb | Mar | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Heimische und ungarische Marillen werden von Ende Juni bis Mitte August angeboten. Die Saison für Marillen im Handel beginnt allerdings bereits Ende Mai mit den ersten Importen aus Marokko und Spanien, hat ihren Höhepunkt im Juni und Juli mit Importen aus der Türkei, Italien, Spanien und Griechenland und endet im September meist mit spätreifenden Sorten aus Frankreich. In den Wintermonaten werden Marillen aus Südafrika und Chile importiert.
Quelle: HTML PDF EU-Verordnung 851/2000 zur Festlegung zur Festlegung der Vermarktungsnorm für Aprikosen/Marillen
Marillen werden in drei Klassen eingeteilt: Klasse Extra, in der die Marillen von höchster Qualität sein müssen und eine sorten- und gebietstypische Form, Entwicklung und Farbe aufweisen müssen. Die Klasse I muss Marillen guter Qualität mit typischen Sortenmerkmalen enthalten, die leichte Farb-, Form- oder Entwicklungsfehler, leichte Reibestellen, einen leichten Sonnenbrand sowie leichte Schalenfehler aufweisen dürfen. Die Klasse II enthält Marillen die ganz, gesund, sauber, genügend entwickelt sind und einen ausreichenden Reifegrad aufweisen.
Die Mindestgröße beträgt 35 mm für die Klasse Extra sowie 30 mm für die Klassen I und II. In der Klasse Extra und in der Klasse I müssen Marillen größensortiert sein; in der Klasse Extra auf 5 mm und in der Klasse I mindestens auf 10 mm genau.
100 g Marillen weisen einen Brennwert von etwa 200 kJoule auf und enthalten etwa 84 g Wasser, 1,4 g Eiweiß, 0,4 g Fett, 11,1 g Kohlenhydrate und 2,4 g Ballaststoffe. An Spurenelementen und Vitaminen sind etwa 14 mg Kalzium, 0,5 mg Eisen, 1 mg Natrium, 261,2 RE Vitamin A sowie 10 mg Vitamin C enthalten.
Durch den außergewöhnlich hohen Gehalt an Karotin, dem Provitamin A, würden bereits - je nach Größe - 1 bis 3 Marillen ausreichen, um den entsprechenden Tagesbedarf zu decken. Die reichlich enthaltenen Karotene wirken außerdem aktiv der Tumorbildung entgegen und schützen damit effektiv vor Krebs, stärken das Immunsystem und schützen die Haut vor der gefährlichen UV-Strahlung.
Die Sorte Ungarische Beste, in der Wachau Klosterneuburger genannt, hat eine große und rundliche, leuchtend gelbe, gut steinlösende Frucht mit süßen, fein säuerlichen und würzigem Geschmack. Die französische Sorte Nancy ist eine sehr große, gut steinlösende, gelbe und rotbackige Frucht mit sehr saftigem Fruchtfleisch. Ebenfalls aus Frankreich stammt die spätreifende, sehr farbenprächtige Rouge de Roussillon und die Sorte Sortilège mit ihrer typischen rosafarbenen Schale und dem konzentrierten Geschmack. Aus Deutschland sind vor allen die Sorte Bergeron und Mombacher Frühe bekannt. Eine besonders für den Fruchthandel interessante neuere Sorte ist Orangered mit ihrer sehr großen, ovalen, glattschaligen, leuchtend gold-orange-rot gefärbten Frucht und festem, sehr saftigem, süßen und aromatischen Fruchtfleisch.
Marillen eignen sich ideal zum Verzehr als Frischobst und entfalten bei Vollreife ein sehr schmackhaftes Aroma; unreife Früchte weisen meist einen mehligen, wenig aromatischen Geschmack auf. Da die Marillen nach der Ernte nicht nachreifen können sind Früchte mit kürzeren Transportwegen, die länger am Baum reifen gelassen wurden, jedenfalls zu bevorzugen. Nur Früchte, die ausreichend Sonne - erkennbar an der rötlichen Verfärbung - abbekommen haben und reif geerntet wurden entwickeln das volle Aroma.
Marillen werden aber auch gerne zu wohlschmeckenden Marmeladen, Aufläufen, Desserts und Torten verarbeitet. Da sie beim Erhitzen ihre natürliche Süße verlieren ergibt sich beim berühmten Marillenfleck der angenehme Kontrast der süßen Grundlage mit den jetzt säuerlichen Marillen. Bei der Marmeladeherstellung sollte man aus diesem Grund ausreichend Zucker beigeben.
Die in den Steinen enthaltenen mandelartigen Samen sind allerdings giftig: sie enthalten das beim Erhitzen flüchtige Mandelsäurenitril, das im Magen zu Benzaldehyd und Blausäure umgesetzt wird. Blausäure ist zwar sehr giftig und kann Krämpfe, Lähmungen, Speicheln sowie den Tod durch Atemlähmung hervorrufen, jedoch sind ernstliche Vergiftungen auf Grund der nicht signifikanten Mengen sehr selten; bei Kindern sollte man zumindest vorsichtig sein. Durch einfaches Erhitzen jedoch kann das gesamte Mandelsäurenitril sofort zerstört werden.
Marillenproduktion und die wichtigsten Anbauländer (Quelle: FAO, Mengen in 1.000 kg)
Land | 1980 | 1990 | 2000 |
---|---|---|---|
Türkei Iran Italien Frankreich Spanien Pakistan Marokko Sowjetunion Ukraine USA China Griechenland Syrien Russland Libanon Ägypten Algerien Südafrika ~ Ungarn ~ Österreich | 160.000 55.000 96.100 79.000 113.800 35.768 63.000 280.000 0 117.030 58.750 96.000 48.474 0 23.000 17.470 23.285 38.863 ~ 69.297 ~ 13.273 | 300.000 85.474 184.710 110.432 119.600 81.000 73.700 217.000 0 111.085 85.005 113.211 72.700 0 44.000 38.000 34.979 42.916 ~ 42.325 ~ 10.695 | 500.000 230.000 204.500 145.978 128.300 121.000 119.655 0 102.000 89.811 88.317 82.038 78.873 67.000 65.000 62.613 56.354 52.852 ~ 21.408 ~ 13.866 |
Globale Gesamtproduktion | 1.735.946 | 2.178.587 | 2.712.322 |
Suchbegriffe: Müllner K.Müllner Obst Gemüse Großhandel Zustellung Zustelldienst Wien Marille Marillen Aprikose Aprikosen Barille Barillen